Bibel - Aufbau der Heilige Schrift

Wer zum ersten Mal eine Bibel in die Hand nimmt und sie wie ein normales Buch durchlesen will, wird schnell feststellen, daß die Bibel anders ist. Sie ist nämlich eigentlich eine Bibliothek. Und das sagt auch unser Wort "Bibel" aus. Es kommt vom Griechischen "ta biblia" = "die Bücher". Juden ordnen sie anders als Christen, Katholiken anders als Protestanten. Die Protestanten folgen im Aufbau und Textversion im Wesentlichen dem Text der Masoreten (Hebraica = jüdische Endfassung mit Punktation der Konsonantenschrift) aus der Zeit 750-1000 nC, die ihrerseits auf der Festlegung des Kanons (vgl dazu Entstehung des Alten Testamentes) von Jamnia fußt. Anders als die Juden wird das Zwölf-Propheten-Buch, also die kleinen Propheten (weil kürzer vom Textumfang), nicht als ein Buch gezählt, sondern ebenso wie in der Katholischen Kirche als zwölf einzelne Propheten. Die Bücher, die sie als apokryph (= verborgen), die kath. Kirche als deuterokanonisch bezeichnet, finden sich in protestantischen Bibelausgaben hinter den anderen Büchern des AT bzw ganz im Bibelanhang. Es sind die Bücher: Tobit, Judith, 1+2. Makkabäer, Weisheit, Jesus Sirach, und das Buch Baruch. Hinzu kommen (Ester in der griechischen Version), Brief des Jeremias, Zusätze zu Daniel und das Gebet Mannasses. Man einigte sich ökumenisch, diese Schriften als Spätschriften zu bezeichnen, was in sofern etwas irreführend ist, als die frühesten dieser Spätschriften teilweise eher als die spätesten Schriften der Hebraica geschrieben sind. Im folgenden sei hier nur die katholische Ordnung angeführt. Sie fußt im wesentlichen auf der Bibel der Urkirche also der Septuaginta. Die Texte des Neuen Testamentes sind die Brille, durch die Christen die jüdische Bibel lesen. Dadurch wird sie zum alten Testament. Es gibt darum auch strukturelle Parallelen.

Grundlegung und Anspruch: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri & Deuteronomium; dem entsprechen die Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes

Geschichte: Josua, Richter, Ruth, Samuel und 1+2 Könige; 1+2 Chronik, Esra, Nehemia; Tobit, Judith, Esther und 1+2 Makkabäer; dem entspricht die Apostelgeschichte

Gegenwart (bzw Weisheit): Ijob, Psalmen, Sprichwörter, Kohelet, Hohelied, Weisheit, Jesus Sirach; dem entsprechen die Paulusbriefe an (die): Römer, 1+2 Korinther, Galater, Epheser Philipper, Kolosser, 1+2 Thessalonicher, 1+2 Thimotheus, Titus, Philemon und die Hebräer; sowie die katholischen (= an die allgemeine Christenheit) Briefe von: Jakobus, 1+2 Petrus, 1-3 Johannes und Judas.

Zukunft des Glaubens haben die Propheten im Blick: Zuerst die großen (weil Vielschreiber): Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Baruch, Ezechiel, Daniel und die zwölf kleinen: Hosea, Joel, Amos, Abadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi; dem entspricht die Offenbarung an Johannes.

Genesis 1-3 mit der Schöpfung und dem Sündenfall sowie Offenbarung 21 und 22 mit Neuschöpfung und endgültiger Vollendung bilden den universalgeschichtlichen Rahmen der Bibel. Und die Grundlegung des Evangeliums (Matthäus 17, 10-13; Lukas 1, 17) als Erfüllung des AT fußt in der prophetischen Verheißung von Maleachi 3.23f. So geht die Verheißung der Propheten nahtlos in die Erfüllung durch Jesus über. Im Matthäusevangelium hat Jesus überhaupt noch ohne irgendetwas tun zu können schon eine Reihe von Prophezeihungen erfüllt.