Kern der Erfahrungen des Ignatius von Loyola auf seinem Krankenbett in Loyola, die zu seiner Bekehrung führten, war die Gabe der Unterscheidung der Geister. Er stellte fest, dass er bei Gedanken an weltliche Heldentaten, die er - wie in den Ritterromanen seiner Zeit üblich - für eine hochgestellte Dame vom Hofe vollbringen wollte, zwar Spaß hatte, dass diese Gedanken ihn aber, wenn er von ihnen abgelassen hatte, leer und kalt zurückließen. Und er stellte auch fest, dass er bei dem Gedanken, barfuß nach Jerusalem zu pilgern und wie Dominicus oder Franziscus mit aller möglicher Abtötung und Fasten Buße tun wollte, eine Freude empfand. Der Unterschied bestand aber nun darin, dass er - nachdem ihn diese Gedanken verlassen hatten - innerlich voller Freude und Frieden blieb. So lernte er, auf die Frucht und das Ziel der Gedanken zu achten. Doch es ist an dieser Stelle nicht genug Raum den ganzen Prozess nachzuzeichnen. Nur noch soviel. In Manresa, auf dem Montserrat und vor allem in seiner Vision am Cardoner wurde ihm eine zweite Bekehrung geschenkt. Nicht nur hin zu Gott und seiner persönlichen Rettung, sondern hin zum mystischen Leib Jesu, der Kirche. Er erkannte, dass es seine Vision sei, den "Seelen zu helfen" durch konkrete Werke der geistlichen und leiblichen Barmherzigkeit. Also ihnen nicht nur Brot gegen den Hunger zu reichen, sondern auch das Wort des Lebens, sodass sie sich bekehren konnten. Diese Wandlungen geschahen in einem Prozess mit mehreren Stufen. Ignatius hat dieses Handbuch, um zu Gott zu finden, in sogenannte Wochen eingeteilt, die nur in der Langform (30 Tage) wirklichen Wochen entsprechen können. Worum geht es im Einzelnen.
(0. Woche) Prinzip und Fundament: Dies beschreibt das Ziel der Exerzitien. In den geistlichen Übungen soll man sich selbst besiegen und sein Leben so ordnen, dass es von keiner ungeordneten Neigung (Geld, Macht, Ansehen, Anerkennung, Angst...) bestimmt wird, so dass man in Zeiten der Wahl allein aus unserer Liebe zu Gott heraus und zu Seinem größeren Ruhm bewegt ist. Es geht also um Freisetzung zu wahrer Liebe. In unserer Zeit wird das oft als nullte Woche bezeichnet, da viele, die Exerzitien das erste mal beginnen, ohne diese persönliche Gottesbeziehung ankommen.
1. Woche: In der ersten Woche geht es deshalb auch darum, sich selber kennen zu lernen, seine Fehler und Sünden, also das, was einen von Gott wegzieht. Hilfreiches Mittel dazu ist, neben den Betrachtungen die tägliche Gewissenserforschung in der Ignatianischen Methode. Sie hat fünf Schritte:
Gewissenserforschung:
a) Gott danken für das, was er mir heute alles geschenkt
hat; im einzelnen... b) Gott um die Erkenntnis bitten, den vorangegangenen
halben Tag in Seinem Licht sehen zu dürfen, um festzustellen,
wo ich nicht geliebt, also gesündigt habe. c) Erforschung
indem man den Tag durchgeht und die Vergehen einzeln benennt -
keine Allgemeinplätze: Ich bin ein Sünder. d) Gott um
Vergebung bitten und d) um die Kraft dieses oder jenes beim nächsten
mal besser zu machen (nicht zuviel auf einmal vornehmen). Ignatius
empfiehlt auch für Menschen, die das noch nicht getan haben,
eine Generalbeichte über das Leben. Als Leitfaden können
die 10
Gebote und die fünf Weisungen der Kirche dienen,
wenn einem so nichts einfällt, wenn man chronologisch sein
Leben an sich vorbeiziehen läßt. Wobei man nicht fragen
soll: getan nicht getan, sondern, was ist der Sinn dieser Weisung
und habe ich das erfüllt oder nicht erfüllt. Warum oder
warum nicht. Darüber kann man dann mit einem Beichtvater
reden und nach der Lossprechung nächste Schritte setzen,
die mir helfen in der Freiheit zu bleiben. Es kann auch helfen
das Ziel zu betrachten, das (je)der Sünde innewohnt - ewiger
Tod, ewige Trennung von Gott, also Lieblosigkeit und Depression
ohne Hoffnung auf Änderung. Fachterminus: Hölle. Das
ist ziemlich unangenehm; vor allem wenn man bedenkt,
dass die Ewigkeit ziemlich lang sein kann. In achttägigen Exerzitien wird dies
vielleicht auf nur einen Tag zusammengefaßt und ein biblischer
Text dafür gegeben, da das ansonsten den zeitlichen Rahmen
der Exerzitien sprengen würde.
Was ist eine Betrachtung: Täglich hat man - in
der klassischen Variante - drei bis vier Gebetszeiten zu je einer
Stunde. So eine Gebetszeit nennt man "Betrachtung".
a) Sie beginnt mit einem Vorbereitungsgebet, worin man Gott um
die Gnade bittet, dass alle Gedanken und Bestrebungen in diesem
Gebet rein auf Seinen Dienst ausgerichtet seien. Dann bittet man
um das, was man in diesem Gebet möchte. In der ersten Woche
wird dies sein, Erkenntnis meiner Sünde, Ziel (verborgene
Grundsehnsucht) meiner Sünde, Verlorenheit durch diese Trennung
von Gott, Ursache meiner Sünde: Kleben an meinem egoistischen
Selbst und Handeln aus der Angst darum. b) Dann vergegenwärtigt
man sich die Bibelstelle, die einem helfen soll, das zu sehen
oder zu erfahren und versucht mit allen Sinnen zu verkosten und
verschmecken, was das jeweils bedeutet. Man versucht jeweils mit
Gott ins Gespräch zu kommen, damit Er einem erkläre,
was hier abgeht. Konkret stellt man sich den Ort, die Zeit, den
Raum vor und versucht mit den Personen ins Gespräch zu kommen
- und sei es nur mit dem Schreiber der jeweiligen Stelle. c) man
endet mit einem Vater unser und einem Gegrüßt seist
du Maria und d) schreibt kurz nieder, was die wichtigesten Erkenntnisse
waren, die Gott einem geschenkt hat.
Weiter zur 2. Woche