Lobpreis hat immer der Proklamation des auferstandenen Herrn oder des liebenden Vaters zu dienen
und soll in die Anbetung führen, aber es gibt einige Dinge zu beachten, die ansonsten langfristig zu
Stagnation und Frust führen. Hier soll darum eine kleine Hilfestellung gegeben werden für die Planung
eines charismatischen Lobpreisgottesdienstes. Es versteht sich von selbst, dass man vom
System auch substantiell abweichen soll, wenn der Geist jetzt gerade etwas anderes zeigt, aber
dann tut man es bewusst, weil der Geist anders leitet. Man sollte nur ein gutes Gespür haben, um
zwischen dem Wirken des Geistes und den eigenen Wünschen unterscheiden zu können (hinterher
unbedingt reflektieren). Wichtig: 1. Ob ich viel oder wenig spüre, ist für
den Wert des Gottesdienstes vollkommen belanglos. Meine Bereitschaft und mein Bemühen nach besten Kräften
jetzt für Ihn da zu sein sind das Entscheidende. 2. Lobpreis ist nicht alles. Klagelieder,
Bußlieder... sind je eigene Genre. Vgl auch die Psalmen. Man soll sich also darüber genauso wenig wundern,
dass diese Aspekte christlichen Lebens nicht in Lobpreisgottesdiensten auftauchen, wie man sich auch nicht
wundert, dass bei Hochzeiten in der Regel keine Klagelieder gesungen werden.
pdf zur Leiterschulung
Bsp 1 &
2
Ziel & Zeitumfang:
Ob man zu Beginn einer Lehre einen kurzen Lopreis leiten soll oder in einem zweistündigen Godi
den LP ganz anders aufbauen kann oder gar den LP Tage- oder Nächtelang nicht verstummen lassen
darf, ist die erste wichtige Entscheidung.
* Bei Einkehrtagen oder in normalen Sonntagsgottesdiensten gibt es in der Regel
mehrere LP-Blöcke, die in ihrer Funktion je nach Denomination, locker oder weiter festliegen.
Davon hängt ab, wann was gemacht wird. Generell gilt aber: insgesamt sollten "Proklamation
des Sieges" Jesu und die Anbetung nie fehlen und zwar auch in der
Reihenfolge, also nicht mit einem Anbetungslied anfangen, weil es so schön ist. Hier ist es
meist unproblematisch, weil es einen Leiter der Versammlung gibt, dem natürlich auch der
LP-Leiter zuarbeitet. Hat man die inneren Fähigkeiten dafür schon erworben, sucht man die Lieder
natürlich schon ein wenig so aus, dass Themen entweder vorbereitet werden oder nachklingen können.
* Bei längeren Gottesdiensten sollte man sich zumindest am Anfang etwas helfen lassen. Aber auch
hier gilt das, was nicht fehlen darf. Man kann allerdings mit mehr einladenden Liedern anfangen,
oder Lieder der Buße... je nach Thema (wenn zB auch gepredigt wird) oder Hinführung. Hier ist
das charismatische Leiten besonders wichtig. Ich mache mir meist eine doppelt solange Liedliste
wie ich tatsächlich brauche, um dann auswählen zu können, was jetzt passt. Das ermöglicht auch
nicht so versierten Lobpreisern, in der Band mitzuspielen, weil sie die songs zuhause schon mal
üben konnten. Wenn die Person hinter dem Beamer die songs kennt (vor allem dann, wenn man auch
mal fremdländisch singt), kann man mal auf eine vorbereitete Liedliste verzichten und auf die Leitung
oder eigene Impulse eingehen (und natürlich auch in dem Maße, wie die Band das auch kann).
Motivation und Fähigkeiten: Ist zwar eigentlich allen immer klar, aber leider in der Praxis nicht immer. Es geht nicht darum die Hitparade der schönsten Gemeindelieder zu singen, Lieder, die mich (als LP-Leiter) gerade total berühren, der Gemeinde vorzutragen oder gar ein Konzert (eigenes Genre) daraus zu machen, wo ich oder die Band im Mittelpunkt stehe, sondern Gott. Das ist immer gefährdet. Am Anfang durch noch fehlendes Wissen und Können, später durch den Spaß am gemeinsamen jammen oder den Klang dieses oder jenes Instruments oder meiner Lieblingssängerin. Hier kann dem Lobpreisleiter außer in offensichtlichen Fällen auch keiner von außen helfen, da wir natürlich mit all unseren Fähigkeiten den Herrn preisen dürfen. Nur manchmal habe ich den Eindruck, dass es bei denselben Leitern nicht mehr so ist, wie noch vor Jahren, wo schon nach den ersten Akkorden eine Ausrichtung auf Gott spürbar war, die die Gemeinde mitriss, manchmal sogar trotz fehlender skills, aber eben mit ganzem Herzen.
charismatisch heißt charismatisch: In den letzten Jahren verschwimmen die christlichen Musikszenen zunehmend, was bei großen Konferenzen schön und bereichernd ist. Das führt aber auch dazu, dass man oft ungewollt eine Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners praktiziert; also alles, was den anderen potentiell stören könnte, wird weggelassen. Das kann manchmal gut sein, gerade wenn man auch vieles dabei lernt, aber es führt auch dazu, dass diese Form Rückwirkungen auf unsere Gottesdienste hat. Heilig-Geist-Lieder bildeten früher den Kitt jedes Lobpreisblocks und waren oft Hinführungen entweder zu einer Stille, in der wir Gott zuhörten, um Bilder, Visionen, Eindrücke etc zu empfangen, oder um in das gemeinsame Sprachengebet einzustimmen. Das wird zunehmend verdrängt durch Wiederholungen (20 mal dieselbe Passage) einzelner Liedpassagen, was eher meditativen Charakter hat wie das zB in Taizé geschieht, man bleibt in einem Gefühl. Keine Frage, dass das auch gut ist, aber es verdunstet gerade das typische charismatischer Gottesdienst, wo es ja gerade darum geht, sich nach Gott auszustrecken, um die Charismen zu praktizieren. Ein bisschen problematisch ist das zudem, weil solches Wiederholen einzelner Passagen vom Lobpreisleiter her eingentlich eine Technik ist, die sehr dem Zen, oder auch dem Jesus-Gebet ähnelt und entsprechende Hirnbereiche anders aktiviert. Was das mit den Leuten macht, die man auf diese Reise mitnimmt, weiss ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch problematisch sein kann, andere mehr oder minder unbegleitet und unvorbereitet auf eine Zen-Sitzung mitzunehmen.
Um den Kern des letzten Absatzes nochmal zu wiederholen: Mir fällt mir auf, dass seit Jahren der Anteil der Heilig-Geist-Lieder zurückgeht. Aber gerade sie bereiten die Zeiten und Räume vor, in denen man auf Worte, Visionen und Eindrücke des Herrn wartet und ihn im Zungengebet preist, also bestimmte Arten von Charismen praktiziert.
geistgeleitet Leiten: Damit zusammen hängt eine andere Beobachtung. Wenn die Zeiten fehlen, wo auf das Wirken Gottes gewartet wird, kann man auch nicht mehr hören, was der Geist vielleicht sagen will. Es besteht dann die Gefahr, dass die Liste abgespielt wird wie bei einem Konzert, weil man ja auch diese Lieder geübt hat. Der Geist ist aber auch ein Gentleman und wird uns nicht bevormunden. Wenn wir (Ihn) nicht hören wollen, spricht er auch nicht.
Zugenommen haben die EMO-Lieder also Lieder, die zwar formal erstmal als Proklamation des Auferstandenen... daherkommen, dann aber relativ hurtig dabei sind zu beschreiben, wie es mir damit geht, dass es so ist. Eine neue Generation der neueren Lieder kreist also eher um meine Befindlichkeit in der Nähe Gottes als um den Ruhm Gottes selbst. Ich mache auf diesem Holzweg also Lobpreis, um mich besser zu fühlen und nicht, um Ihn zu ehren. Das macht vielleicht auch die bleibende Attraktivität der Lieder aus den 80ern aus. Hier war klar worum es im Lobpreis ging - also auch das ein wenig im Auge behalten.
Der Lobpreisleiter muss auch bleibend ein Auge darauf haben, das die Motivation aller Praiser immer reiner wird. Also gibt es auszumerzende andere Motive als den Lob Gottes in der Band (eigene Geltungssucht, Dünkel, Geld...) Und natürlich muss er da bei sich anfangen.