6:00 Frühstück. Nach 4 Tässchen Tee sieht die Welt ganz anders aus. Ich muss unseren Leitern wirklich dankeschön sagen. Nach zwei Stunden Führung hatten wir noch 90 min, um uns auf eigene Faust Dinge anzusehen. Das war gut so und hat gerade so gereicht. Naja, natürlich nicht für die Hanghäuser, aber dafür, dass ich die meisten anderen Sachen gut ansehen konnte. Aber kalt war es schon in diesen Januartagen. Ich musste wirklich die Jacke schließen. Auf den Pfützen stand noch bis zehn Uhr eine Eisschicht. Das Haus der Maria und die Höhle der Siebenschläfer muss ich auch ein ander Mal machen. Es ist ja schließlich keine christliche Reise. Mir fiel aber auf, dass ein Akku für meine SonyVidcam schon reichlich kühn ist. Dafür wurde die Gründungssage um Androklos, dem Sohn des ermordeten Königs Kodros von Attika, ca 1100 vC gut von unserem Führer Herrn Tunc vorgetragen. Wie er mit seinen ionischen Siedlern hier aufgrund eines Orakelspruchs die Siedlung gründete: Da, wo Fisch und Schwein sich begegnen, solle er die neue Stadt gründen. Es war das Gebiet der Karer und Lyder und Leleger. In einem Kampf der Karer gegen Priene half er der belagerten Stadt. Der Angriff konnte abgewehrt werden, aber Androklos starb dabei. Sein Tempel als Gründungheros steht gleich neben der Celsusbibiliothek.
Das Mittagessen im Restaurant Hitit (Hethiter) war ok, aber kulinarisch unauffällig. Die Preise für die Getränke reichten aber schon fast an das Niveau hier im 5-Sterne-Hotel heran. 4 Euro für 0,33 Liter Efes ist schon kühn. Soviel kostet ein besseres Bier in den meisten deutschen Restaurants nicht. Dafür war der türkische Mocca gut.
Tire oder Arcardiopolis sei der Ort im alten Lyderreich gewesen, wo König Gyges das erste Mal Geld geprägt haben soll. Damals mit dem Namen Teira. Heute ist es ein schmuckes touristisch nicht überranntes Städtchen mit einem knuffigen Provinzmuseum, wo (in der ethnologischen Abteilung) die Verarbeitung hier gängiger Materialien (Filz, Leder, Hanf...) dargestellt wird. Geradezu süß ist, dass man hier die archäologischen Dinge nicht photographieren darf. Eine Stunde hier zum Shoppen war freilich gewaltig gut gemeint. Es war aber schön zu sehen, wie so ein türkisches Provinznest aussieht und sich anfühlt. Die Leute wirken entspannt und freundlich. Kopftücher sieht man hier kaum, wie auch sonst kaum im touristisch erschlossenen Westen der Türkei, jedenfalls deutlich weniger als in Berlin. Urig war der kleine Tee auf dem zugigen Platz vor dem Museum.
Vor dem Abendessen konnte ich dann meine Messe feiern. Das Abendessen war gut, aber es fehlte der kulinarische Kick wie gestern der Truthahn. Das Bier schmeckte auch wie vom Fass und war gut gekühlt; das macht die 5 Euro pro Gläslein fasst vergessen. So doch nun ab in die Heia.
Westanatolien & Rhodos Überblick