Um 4h45 hätte der Wecker geklingelt, wenn ich nicht schon 4h40 wach geworden wäre. Danke Herr. So konnte ich den fiesen Klingelton abschalten, bevor er meinen zarten Öhrchen, aber mehr noch meiner feinfühligen Seele weh tun konnte. Nach einem kurzen Frühstück und der Unlust, den Bus zu nehmen, schnorrte ich mich bei Felix durch und fuhr mit ihm zum Bahnhof. So blieb mir noch Zeit, mir hier einen English Breakfast für den Zug zu kaufen.
Also Schönefeld erreicht man ja auch relativ entspannt. Ganz tief in meinem Unterbewusstsein, ist das ja am Gesäß der Welt, aber man braucht hierher objektiv auch nur 15 min länger als nach Tegel. Gegen sieben herrschte schon geschäftiges Treiben, allerdings nix im Vergleich zum Sommer. Es ging gleich auch alles gut durch. Ich musste nicht viel warten. Pünktlich um 9.00 Uhr rollten wir los bei Minusgraden und Schnee, und landeten nach einem kurzweiligen Flug über Tschechien, Österreich, Ungarn, Bulgarien, Griechenland und die Dardanellen 2h20 später bei knapp zehn Grad und diesigem Sonnenwetter in Smyrna, dem heutigen Izmir.
Vom sehr modernen Flughafen in Smyrna fuhren wir eine knappe Stunde Richtung Ephesos nach Kusadasi. Etwas außerhalb und am Meer befindet sich eines der vielen Hotels. Wir sind untergebracht im fünf-Sterne-Hotel "Charisma Deluxe" (http://www.charismahotel.com). Vorbei an zwei bronzenen Türwächtern, die wie eine Mischung aus hellenistischen Soldaten und römischen aussehen, kamen wir ins Atrium. Also ich muss schon sagen. Hier ist nicht nur das Material edel, was verwendet wurde, sondern auch die Verarbeitung kann sich sehen lassen. Kein Vergleich zu dem Hotel in Kappadokien, wo man merkte, dass die Handwerker keine Ahnung von ihren Materialien hatten. Also hier sind mir nur Kleinigkeiten aufgefallen, die mich aber durch die Bank nicht stören. Das einzige, was hier verbesserungswürdig ist, sind die Flyer. Man sollte mal einen Biodeutschen oder einen der zweisprachig aufgewachsen ist drüber lesen lassen. Ansonsten alles sehr freundlich, sehr höflich und sogar auf's Ökologische bedacht. Aber mir ist auch gleich wieder aufgefallen, wieso ich diese Reisen mitmache und nicht mehr selber organisiere: Ausgeschrieben ist die Nacht hier im Hotel für 88 Euro (das DZ sogar 110, im Sommer wohl für etwas 200 Euro). Das ist schon ordentlich. Es ist es aber auch wert.
Kusadasi ist einer der größten Marinas hier in der Gegend. Der Name bedeutet Vogelinsel, benamt nach einer ehemals vorgelagerten Insel, auf der wegen der damals abgelegenen Lage viele Vögel zuhause waren. Nun, die Insel ist nun fest mit dem Festland verbunden. Der eine oder andere Vogel wird auch noch gesichtet.
Ab 18h30 gab es Abendessen nach einer kleinen Odyssee durch das Haus. (Vielleicht könnte man ein kleines Leitsystem einrichten. Mit gekreuztem Besteck oder so.) Was soll ich sagen; es war lecker. Manchmal neigt die türkische Küche ja dazu, alles in Öl zu ersäufen. Nun, bei den Dingen, die das von ihrer ontologischen Wesen her müssen, war dem auch so, ich sage nur Eierfrucht, deren ontologische Bestimmung es ist, möglichst viel Olivenöl in sich aufzusaugen. Aber auch alles andere war richtig gut. Auf einer Skala von 1 für "schlecht" bis 10 für "göttlich" würde ich es so auf 8 einordnen. Ausnahme nach oben hin: die "gegrillten" Truthahnstücken. Die waren so genial mariniert und auf den Punkt bereitet, dass ich da neidfrei sagen muss, so habe ich das selbst bei Truthahn noch nie hinbekommen - und das heißt was.
Morgen wollen wir uns Ephesos und Tire ansehen. Frühstück ab 6.00 Uhr, Abfahrt 8:30. Bus Nr 111. Einige Entfernungsangaben: 70 km bis Izmir, nach Ephesus 20 km, Didyma, Milet & Priene 45 km.
Gerade erfahre ich telefonisch, dass ich ab morgen im Bus 138 bin. Mein Reiseleiter wird Herr Tunc sein. Na, gut. Frau Serap war mir eigentlich sehr sympathisch. Aber passt schon.
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