Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
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Das Vater unser besteht aus 7 Bitten. Die Doxologie stammt ursprünglich nicht aus dem Neuen Testament, sondern ist eine liturgische Hinzufügung. Luther hat sie in seiner NT Version des Erasmus noch drinnen gehabt. In alten Abschriften ist sie aber nicht enthalten.
Die ersten drei Bitten sind so an Gott gerichtet, dass man
von Ihm allein diese Erfüllung erwartet, weil Menschen hier
gar nichts tun können -- als es allein, wie im 3. angedeutet
dies im eigenen Herzen, inmitten der Gemeinde, geschehen zu lassen.
geheiligt werde Dein Name: Durch die Zerstreuung des Gottesvolkes
ist der Gottesname entweiht; Gott soll das Neue Israel wieder
sammeln als Zeichen für die Völker.
Dein Reich komme: Die Herrschaft Seiner Liebe soll sich durch
unser Vertrauen und unsere Gegenliebe immer mehr ausbreiten und
die Herrschaft von Angst und Gewalt, die Mächte dieser Welt,
ersetzen.
Dein Wille geschehe: Der Wille Gottes ist die Liebe, das Einswerden
der Schöpfung im kosmischen Christus. Dazu müssen wir
bereit sein, unseren Eigenwillen im Dialog mit Gott niederzuringen,
und zu erkennen, was seine Prioritäten für unsere Gemeinschaften
und Gesellschaften sind.
Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen... also nicht
auf Vorrat, sondern immer das, was wir heute brauchen (damit man
nicht auf das Vertrauen verzichten kann.)
erlass uns unsere Schulden (Sünden), wie auch wir sie unseren
Schuldnern erlassen haben (Nur der, der sich an Gottes Haltung
angleicht, kann empfangen, was Er schenken will.)
führe uns nicht in Versuchung (zB. die Ganzheit der Nachfolge
aufzuweichen oder gar ganz abzufallen).
dem Übel, kann vom männlichen oder vom sächlichen
Substantiv gebildet sein. diese Formulierung enthält also
sowohl die Bitte vom Satan erlöst zu werden, der uns von
Außen bedroht, als auch vom Bösen in uns, dass uns
bedroht, indem wir der Versuchung nachgeben, aus mangelndem Vertrauen
in die Güte Gottes. In der Sünde will man sich selber
erlösen, statt das Heil von Gott zu empfangen. Eine Folge
dieser Sünde ist dann die Selbstverwirklichung, die eine
"kultivierte Form" des Egoismus ist.