Bibel - Auslegung 1

Im Bereich der Auslegung unterscheiden sich die christlichen Denominationen fundamental. Zuerst will ich zeigen vor welchen Straßengräben man sich m.E. hüten muß.

Extrem Nummer eins: Sehr beliebt bei manchen freikirchlichen aber auch katholischen Gruppierungen. Eine kleine Anektdote. Ich lasse mich manchmal von Sekten ansprechen, um etwas über ihren Wirkmechanismus zu erfahren. So ging ich einstmalen zu einer Gruppe, die sich Kirche Christi in München nannte. Bei den kontroversen Schriftgesprächen fiel folgender Satz: "Die anderen Kirchen legen die Schrift aus. Wir lesen, was da steht." Das ist natürlich Blödsinn. Der Grund ist derselbe wie schon beim Übersetzen. Jeder hat eine andere Vorstellung von einem Satz, von Begriffen. Jeder füllt diese auch anders. Ein Mensch, der behütet in einer harmonischen Familie aufgewachsen ist, wird beim Wort "Vater" innerlich freudig aufjauchzen. Jemand, der vom Vater geschlagen, ignoriert oder vergewaltigt wurde, wird diese postitiven Gefühle nur bedingt teilen. Wenn wir beim Hören nicht den Kontext der Kirche mithören, wie sie die Schrift schon immer verstanden hat, werden wir nur unseren eigenen background als Hintergrund haben. - Kernsatz dieser Auslegung: Jedes Gebot der Bibel ist gut, weil es von Gott ist. Vielleicht erkennen wir's nur jetzt gerade nicht. Dieser Weg führt in einen engstirnigen Rigorismus. (Hier ein lustige Anwendung, was passiert, wenn man meint, heute das AT wörtlich nehmen zu können. Das haben weder Jesus noch die Pharisäer zur damaligen Zeit getan. Und hier ist die Übersetzung einer möglichen Entgegnung von Laura Schlessinger - auch ganz lustig, wenn auch nicht von ihr.)

Extrem Nummer zwei: Geht aus vom eigentlich richtigen Satz: Gott ist Liebe (1 Joh 4, 8). und vom Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe (Lk 10, 27). Alle anderen Gebote werden dann mit dem undifferenziert gebrauchten Begriff "Liebe" solange weichgespült, bis sie nichts mehr da ist, was anecken könnte. Dabei mißversteht man aber sowohl, was "Liebe" bedeutet, als auch wozu Gebote überhaupt da sind. Extrem 1 & 2 sind als Methode mal ganz hilfreich, jedoch zerstörerisch als Grundprinzip. Diese Methode ist sehr beliebt in der liberalen Schriftauslegung protestantischer und katholischer Herkunft. Extrem Nummer zwei führt in Beliebigkeit und Auflösung. Es gibt einige Theologieprofessoren, die zB durch die Bank die Wunder Jesu als Sekundär hinzugefügt ansehen. Schaut man sich die Kriterien an, sieht man oft, dass da eher neuzeitliches Ideologie dahintersteht, die sich als wissenschaftlich tarnt.

Was ist nun ein richtiger Umgang mit der Schrift? >>> Auslegung 2