Es gibt meines Erachtens zwei Grundüberlegungen im Vorfeld. Nummer eins ist das Vertrauen auf den Satz Gen 1, 38 "Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut..." Zu diesem gehört auch meine Vernunft, mein Herz und mein Wollen. Gott will uns nicht täuschen und Er gibt darum auch keine unnützen Geschenke. Damit sind auch alle Fragen erlaubt. Nummer zwei: Es kann sein, daß ich, meine Gemeinde, vielleicht sogar meine Generation eine Aussage der Schrift und auch ein Geschehen in meinem Leben nicht genügend verstehe und deuten kann - und zwar bleibend. Daraus folgt, man muß sich hüten vor kurzschlüssigem: diese Aussage ist belanglos geworden, spielt keine Rolle mehr. Es kann nämlich sein, daß eine grundlegende Annahme unseres Weltbildes, uns das Verständnis heute verschließt, wie das ja auch in vergangenen Jahrhunderten immer wieder der Fall war. Man muß in Ehrfurcht an einer solchen Stelle sagen: Ich weiß nicht, was ich jetzt damit machen soll, wenn Gott es mir nicht im Gebet erklärt. Mehr nicht.
Insgesamt sollte bei aller Auslegung nach der eigentlichen Meinung des Gesetzgebers gefragt werden.
Konkreter läßt sich das vielleicht an einem Beispiel zeigen. In Dtn 24, 6 heißt es, daß bei Pfändungen einem Menschen nicht die Mühlsteine genommen werden dürfen. Vom Extrem Nummer eins aus gesehen, kann man also alles andere Pfänden. Das widerspricht natürlich fundamental dem Gemeinten, denn Gott will damit ausdrücken, daß man einem Menschen nicht die Lebensgrundlage rauben darf; und die Mühle zur täglichen Essenbereitung war damals das Symbol und Werkzeug dafür schlechthin.
Es kann oft schwer sein, das zu entdecken, aber sicher werden vier Augen mehr entdecken als zwei. Außerdem kann man in der Kirche immer noch jemanden fragen, ob er helfen kann oder ob er zumindest jemanden kennt, der helfen kann, bestimmte Probleme zu lösen.
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Für ein tieferes Verständnis kann man aber auch den vierfachen Schriftsinn heranziehen, den Paulus schon verwendet, der aber richtig ausgefaltet erst mit Origenes (dreifacher Schriftsinn: Ausgehend von Körper-Seele-Geist Einteilung des Menschen) und Cassian (Litteralsinn, allegorischer Sinn, moralischer Sinn, anagogischer Sinn).