Ein Vorwurf, der oft an die Kirche gerichtet ist, ist daß sie den Menschen alles verbietet, was Spaß macht. Was ist schon dabei, wenn man in den Kaufhäusern mal ab und an etwas mitnimmt? Es tut denen ja nicht weh. Was ist schon dagegen einzuwenden, wenn ich beim Staat nicht alles Steuerpflichtige angebe, er bedient sich ja schamlos an unseren Taschen? Was ist schon dagegen einzuwenden, wenn man neben dem Ehepartner noch ein zweites partnerschaftliches Hobby pflegt? Das ist doch reizvoll und kann der Partnerschaft sicher neue Impulse verleihen.
Es ist eigentlich klar, warum das alles nicht in Ordnung ist. Wenn man sich vorstellt, daß alle so handeln würden, führte dies zum Zusammenbruch des menschlichen Zusammenlebens. Diebstahl, Unterschlagung, Ehebruch führen nie zu mehr Leben. Auf Kosten des Gemeinwohl bereichert sich hier das Individuum. Man kann dem Anderen nicht mehr frei ins Auge blicken, weil eine Tat oder Handlung belastet - zu einem Stück mehr Kommunikationsabbruch führt. Das ist letztlich auch die Definition von Sünde. Sünde ist ein Kommunikationsabruch mit Gott und dem Nächsten. Sünde führt in die innere Einsamkeit und den ewigen Tod.
Wenn man aber beliebige Menschen auf der Straße fragen würde, bekäme man auf die Antwort, ob sie Sünder seien, vermutlich zu hören: "Ich? Nein, ich bin in Ordnung. Kleine Fehler halt, die jeder hat." Aber erstens nichts konkretes und zweitens nichts großes. Leben wir also im goldenen, sündlosen Zeitalter?
Natürlich nicht! Stellen sie sich mal vor was wäre, wenn über jedem Menschen groß angeschrieben stünde, was er so verheimlicht. Wie oft stünde "Ehebrecher, Lügner, Kinderschänder, Gewalttäter, Zyniker, Dieb, Räuber, Tratschtante, Mobber..." darüber? Sünde aber zerstört Beziehungen und Selbstachtung. Darum brauchen solche Menschen unter anderem vermehrt die öffentliche Anerkennung und tarnende Masken vor sich selbst, weil sie im Verborgenen wissen, was für Wesen sie sind. Sünde ist niemals harmlos und führt immer zu innerem und äußerem Tod - und sie macht abhängig.
Und dann beginnt die Flucht. Ich kann mich niemandem mehr zeigen wie ich bin, nicht mal mehr mir selber. Das Feigenblatt Adams und Evas ist vor das Gesicht gerutscht, aus Schutz vor dem Spiegel der Seele - auf einmal hat man nämlich etwas zu verbergen. Wenn wir dieser Dynamik folgen bleiben wir Sklaven der Sünde - hoffnungslos.
Für eine Erstorientierung im Leben, kann ein Blick auf die 10 Gebote helfen und davon christlich abgeleitet die Kirchengebote. Sie sind eher wie eine Schneise zu verstehen. Ist der Bereich ok, dann fällt der Rest mit Gottes Hilfe auch nicht mehr so schwer. Wenn da etwas nicht in Ordnung ist, ist hier der erste Ansatzpunkt. Ge- und Verbote sind aber nur wie eine Krücke zu verstehen. Wer danach lebt fängt an in Gott zu leben. Wer aber vollendet ist, braucht sie nicht mehr, weil er liebt und sie darum von ganz allein hält. Er käme gar nicht mehr auf den Gedanken solchen immer wieder auftretenden Versuchungen zuzustimmen oder gar das Böse zu tun.