Fr, 11.; Sa 12.; So 13.; Mo 14.; Di 15.; Mi 16.; Do 17.; Fr 18.;
Wir wollten heute 8h30 los, um diverse Tuffsteinformationen heimzusuchen. Allerdings verzögerte sich die Rückkehr unserer Balonfahrer etwas, so dass es effektiv erst 9h00 los ging. Die Tour muß wohl traumhaft gewesen sein. Vor Anbruch des neuen Tages (kurz nach 5h00 starteten die 40 Balone um in der Landschaft auf und niederzusteigen, mal einzutauchen in tiefe Täler, wieder aufzusteigen. Manche behaupten, es gäbe für so eine Fahrt keinen besseren Ort. Aber - 150 Euronen ist für einen armen Ordensmann halt nicht nichts. Das wollte ich mir dann doch nicht gönnen, obwohl es mich in dieser Landschaft sehr gereitzt hätte.
9h00 ging es dann wirklich los von unserem Hotel "Suhan" in Avanos. Nach Cavusin fuhren wir nicht lange. Hier erzählte uns Birsen einiges zur Entstehung der Tuffsteinlandschaft, zeigte uns Schichten, Farben und Formen verschiedener vulkanischer Auswürfe. Wir stiegen auf und ab, sahen uns verschiedene in den Fels getriebene Wohnungen und Ställe an und fuhren weiter zu den Feenkaminen, zu denen der Türke "Weingärten das Paschas" sagt. Hier tauchten dann die ersten der recht kuriosen Erosionsgebilde auf, die neben Wind und Wasser ihr Aussehen auch dem Umstand verdanken, dass ein Gestein (Ignimbrit: in glasartiger Masse eingelagerter Tuffstein) gegenüber den Gewalten der Natur weniger anfällig ist als der lockere Tuffstein, der ja eher an Gasbeton erinnert.
Wir hielten nun zu auf Ürgüp, stoppten aber am Kamelplatz (Derbent), wo wirklich viele bizarre Formen auf einmal sehen sind, die irgendwelche Gebilde formen, die man leicht interpretieren konnte. Da gibt es die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, da ein Kamel, Napoleon, Schildkröten, sich küssende Wale und und und; ziemlich nett.
Vorbei an Ürgüp fuhren wir dann an einer Müllkippe (paßt super in diese Weltnaturerbelanschaft) vorbei nach Mustafapasha (Sinasos), wo noch lange Griechen wohnten. Die Kirchen der Stadt geben einen Eindruck vom vergleichsweise lockeren Umgang der Osmanen mit den Christen im Vergleich mit anderen Zeiten und vor allem auch anderen muslimischen Völkern. Die Konstantin-und-Helena-Kirche war leider geschlossen als ich kam, stammt aber wohl aus dieser frühen osmanischen Zeit. Wir konnten aber die Medresse (=Koranschule, also nicht zu verwechseln mit einer Mätresse) besichtigen, die mittlerweile zu einer normalen Schule umfunktioniert worden ist sowie eine rekonstruierte römische Brücke aus dem 3.Jhd nC.
Von hier aus fuhren wird zum Essen ins Göremetal. Das war eine nette, willkommene und qualitativ höher stehende Abwechslung zum Standardbuffetessen der Hotels. Wir verließen das Tal und kamen zu einem Ausblickpunkt von dem man einerseits gut das Göremetal überblicken konnte, aber auch den zweiten der drei Vulkane gut sehen konnte, der vor über 10 Mio Jahren damit begonnen hatte, diese Gegend neben dem Hasan und dem Göllüdag geformt hatte, es ist der in der Nähe von Cäesarea (Kaisary) gelegene und 3916 m hohe Vulkan Erciyes. Anschließend fuhren wir nach Üchisar. Dort lebt ein Höhlenmensch, der einen Kamin mal so ausgebaut hat, wie er früher einmal bewohnt worden war. Ziemlich gemütlich. Da versteht man auch, warum die die Teppiche so mögen. Ohne Teppiche und den Kanonenofen, wäre das ziemlich ungemütlich. Aber so war das ganz nett.
Jetzt fuhren wir die vier Leute nach Hause, die nicht das große Paket gebucht hatten, und fuhren zum Motif in Sichtweite vom Hotel. Hier erlebten wir den letzten Teil unseres heutigen Tagesprogrammes, eine einstündige Gebetszeit der tanzenden Derwische. Es hat schon etwas voyeristisches, dass wir als deutsche Touris diesem Gebet so zuschauten. Den meisten waren sicher einerseits Form und Musik andererseits aber auch die mystische Religiosität des dahinterstehenden Sufismus völlig fremd. Andererseits ermöglichen diese Touridarstellungen es den Gläubigen, sich wieder zu treffen und in der alten von Kemal Atatürk verbotenen Weise zu beten. Die Musiker waren alle Profimusiker, die aber wohl nicht auf diese Art von Musik spezialisiert waren. Bei den Derwischen hatte ich aber den Eindruck, dass einer ganz sicher, vielleicht aber sogar drei religiös das wirklich beteten. Es hat mir diesmal besser gefallen als das erste mal, obwohl die Musik diesmal nicht so gut war. Aber sicher spielt dabei auch die Rolle, dass ich jetzt etwas mehr von dieser muslimischen Strömung weiß als beim letzten Mal. Damit verbreitert sich natürlich auch der Fragehorizont. Im Anschluss kamen drei Derwische noch mal herein für einen Phototermin.