P. Adrian Kunert SJ

Auf den Spuren der Apostel durch Kappadokien


Fr, 11.; Sa 12.; So 13.; Mo 14.; Di 15.; Mi 16.; Do 17.; Fr 18.;

So, 13.11. Konya (Mevlana-Museum) - seldschukische Karawanserei - unterirdische Stadt

Innerlich hatte ich mich schon auf den brutalen Weckton um 6h00 vorbereitet. Als er nicht erklang, erschrak ich fast noch mehr. Gab es eine Programmänderung, die ich nicht mitbekommen hatte, war irgend etwas anders? Bin ich überhaupt im richten Film? Also, so tun, wie abgesprochen. Unten beim Frühstück tröpfelten immer mehr ein, die nicht den Weckruf erhalten hatten. Gegen sieben Uhr waren noch nicht viel mehr da und ich beschloss, unsere oberste Heeresführung davon in Kenntnis zu setzen, dass da eventuell einige Leute noch nicht den nötigen Wachzustand erreicht haben könnten. Wie sich rausstellte, hatte das Hotel den Weckruf wirklich vergessen. 20 min verspätet zogen wir dann doch los. Die Fahrt durch Phrygien wurde uns durch die Vorträge unserer Führerin enorm und lehrreich verkürzt, großes Lob; mehr dazu nachher. Aber jetzt doch auch was zur Landschaft.

Relativ bald nach dem Verlassen Antalyas begann der Aufstieg in das Taurusgebirge, dass sich wie ein breites Band parallel zur türkischen Küste zieht und zur selben Bruchspalte gehören soll, wie die Alpen. Rund um den über 1800m hohen Pass lag Schnee. Dahinter breitete sich das (galatische) Hochland (ca 1100m) von Konya aus. Vorbei an einem erloschenen Vulkan "Hasan" mit weit über 3000 m fuhren wir nach Konya hinein.

Unterwegs erzählte uns Birsen etwas über Land und Leute, über den Laizismus, über den türkischen Unterschied zwischen Glaubenden und Fundamentalisten sowie Laizisten und Islamisten. Die Bruchstellen sind ähnlich wie bei uns, haben aber doch markante Abweichungen. Besonders der Teil, wo sie die verschiedenen Frauentypen (je nach Region) und die Art, wie sie das Kopftuch binden, darstellte, hatte wirklich etwas von ganz großer Show, alle Achtung. Sie erzählte von Anatolien, Anadolu, dem "Land der Mutter", gemeint ist damit, die schon mindestens auf hethitische Ursprünge zurückzuführende Verehrung für die große Mutter (Kubaba, Kybele, Artemis von Ephesos). Das magische Auge erklärte sie so, dass man der großen Mutter beim Danksagen für Geburt, Ernte etc ins Auge schauen wollte und dies entsprechend an Wände in Höhlen und so malte. Heute sei das nur noch ein Talisman, denn es glauben ja hier alle an Allah und nicht an die große Mutter, zumindest nicht so richtig (Anfügung von mir).

Im Mevlana-Kloster dreht sich alles um Mevlana, seinen Vater und Mevlanas Sohn. Die Sippe floh beim ersten Mongolensturm aus Chorasan (heutiges Pakistan/Iran) in das Gebiet der Seldschuken und blieb letztlich in Konya hängen. Schon sein Vater führte das Volk über Poesie und Innerlichkeit zur Religion. Mevlana selbst nach seiner mystischen Erleuchtung vor allem durch seine Poesie und die von ihm ausgehende Derwisch-Bewegung entwickelte. Mevlana selbst hatte, anders als sein Vater, eher auf die Oberschicht gewirkt. Derwisch ist das persische Wort für einen Sufi.

Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Sonnenuntergang in einer seldschukischen Karawansereil, fuhren dann weiter auch durch Nyssa (Nevsehir?), wo der hl. Gregor geboren worden ist, hin zu einer unteririschen Stadt. Schon zu hethitischer Zeit wurden Ställe in den weichen Tuffstein gegraben, der in späteren Zeiten immer weiter ausgebaut wurde als Rückzugsort für die Bevölkerung im Kriegsfall. Mehr als 250 Städte solle es hier geben. Manche sind ausgebaut für über 2000 Menschen und gehen über 10 Stockwerke nach unten. Das ist eine ziemlich beeindruckende Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass die Jungs und Mädels damals weder auf elektrisches Licht noch auf ein rechnergestütztes Be- und Entlüftungssystem zurückgreifen konnten. Da mussten neben der Atemluft für die Eingeschlossenen auch die Abgase der termischen Umsetzung biologischer Wertstoffe entsorgt werden und für den nötigen Nachschub an Sauerstoff gesorgt werden, auf dass es nicht zu Kohlenmonoxidvergiftungen komme. Natürlich hätte man das weiland anders ausgedrückt und schon gar nicht in geschwollenem Deutsch. Nach dem Abendessen im Hotel ging's dann relativ hurtig in die Heia.

Kleine Nachbemerkung zu den Hotels. Also die Kategorien der Hotels, in denen wir untergebracht sind, sind schon sehr hoch, jetzt zB in "bald fast einem Fünf Sterne Hotel", dem Suhan Cappadocia. Die Materialien, die verarbeitet werden sind top. Leider merkt man deutlich, dass die Bauarbeiter oft (bisher eigentlich immer) nicht wissen, was sie tun. Bei der Verarbeitung hapert es ziemlich, um es mal euphemistisch zu sagen. Manchmal würde ich sogar sagen, dass ich persönlich, das nicht so schlampig abgeliefert hätte. Nicht anständig verfugte Kacheln in den Badezimmern, Abwasserschläuche von Duschen, die selbst in der höchsten Kategorie nicht ordentlich angebracht sind, so dass es ins Bad rausläuft... um nur einiges zu nennen. Das es in den aus den Boden gestampften Hotels an geschultem Personal fehlt, die wissen, wie man mit Gästen umgeht, ist nicht weiter verwunderlich. So ist es zB ärgerlich, wenn man sein Zeugs bezahlt hat, sich aber das entsprechende Servicepersonal das nicht vermerkt.