P. Adrian Kunert SJ

Urlaub in der Ukraine vom 10. bis zum 23. Juli 2010


Mi, 14.7. von Simferopol nach Jalta (Bilder)

Recht pünktlich kamen wir alle verschwitzt und stinkend in Simferopol an. Das ist ein hübsches kleines Städtchen im Vergleich zu den rustikalen Ortschaften, die wir Tee trinkend vom Zug aus noch im Morgengrauen gesehen hatten. Sergej, unser gegenüber vom Zug, wurde von seiner Freundin abgeholt. Er zeigte uns bevor wir uns trennten noch, wo die Marschrutkas nach Jalta abfuhren und riet uns dringend vom Trolleybus ab, der über doppelt so lange für die 90 km brauchen würde nämlich über zweieinhalb Stunden.

Zunächst aber mußten wir unsere Tickets kaufen. für den Zug nach Odessa. In der fast leeren Halle an den vielen offenen Kassen verkauften sie aber nur die Tickets für heute. Alle anderen musste man an dem einen Schalter bei des Servicepunktes kaufen, den man aber erst mal selber finden musste, wenn man sich die Information nicht bei der Information in der Schalterhalle für 50 Kopeken mündlich oder für 1,5 Gribni schriftlich geben lassen wollte. Hier sind wir auch schon bei einem zentralen Problem für alle, die nicht des russischen oder ukrainischen möchtig sind. Hinter den Schaltern spricht man zumeist nur russisch, ukrainisch und/oder polnisch, je nach eigener Herkunft kann man die andere Sprache jeweils nicht bzw man tut zumindest so. Mit englisch, deutsch oder einer anderen Sprache kann man hier in der Ukraine gewöhnlich nix anfangen, auch nicht am internationalen Schalter später in Lemberg.

Wir entschieden uns trotz aller Werbung für Taxis (250 Gribni ca 25 Euro) und trotz des Rates von Sergej für den um die Hälfte billigeren Trolleybus. Und das hatte natürlich einen Grund. Diese 90 km sind die Weltweit längste Strecke, die man mit einem Oberleitungsbus (Trolleybus) fahren kann. Wir brauchten wirklich über zweieinhalb Stunden. Es war heiß, aber da wir ohnehin schon verschwitzt waren, kam es darauf ja nicht mehr an. Ich fand, es war die Erfahrung wert.

In der Ukraine, vor allem in den Touriregionen stehen überall an den Bahnhöfen und Busbahnhöfen Menschen herum, die einem ein Quartier anbieten. Auch uns wurde das von mehreren Leuten angeboten. Eine alte Frau bot uns in ihrem Haus eine Unterkunft am Meer an für umgerechnet sechs Euro pro Nacht und Nase. In der Marschrutka relativierte sich das Ganze schon: naja, in 20min sei man am Meer. In der Tat kann man in Jalta nur wenig weiter weg vom Meer wohnen. Die Wohnung war ein Desaster. Für drei Personen wollte sie uns zwei enge Doppelbetten geben. Naja, wenn ich auf Missionsreise bin, mache ich sowas ja vielleicht, aber im Urlaub würde ich mir mein Bett glaube ich nicht mal mit meinem Bruder teilen. Hier hätten wir sagen sollen - und tschüss. Aber wir waren wohl dermaßen geschockt von dieser Absteige, dass das irgendwie keinem einfiel. Achja, sagte sie, warmes Wasser gäbe es nur am Sonntag und nach 22h00 würde auch das kalte Wasser abgeschaltet. Unser Zimmer hatte ein Fenster zum Balkon, nur das der Balkon ausgebaut und an eine andere Frau vermietet worden war. Ich bin ja auch einiges an Dreck gewohnt, aber das hier war zum Teil richtig eklig.

Jalta selbst ist sehr hübsch. Wir düsten mit dem Marschrutka zurück zum Spartak-Platz, schlenderten entlang des Baches den Boulevard hinab, fanden eine katholische Kirche mit einem äußerst hübschen Vorgarten. Hier würde um 18h00 noch eine Messe stattfinden - super. Wir hatten also noch ein paar Stunden Zeit. Darum gingen wir hinab zum Meer und feierten im "Goldenen Flies", einem Restaurant, dass als nachgebaute Argo im Schwarzen Meer steht, Renés Geburtstag. Nun, das Amiente und das Essen war ok. Es war aber unsere bei weitem teuerste Essensrechnung. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig über die Strandpromenade und kamen pünktlich zur Messe.

Nach der Messe sprachen wir den Priester, einen Dominikaner, an. Als er erfuhr dass wir Jesuiten seien, sagte er, dass einer unserer Mitbrüder auch gerade hier Urlaub mache. Wir riefen an und er befand sich auch gerade unweit von der Kirche. Es war Stanislaw aus Kitzman in der Bukowina. Das liegt unweit von Tschernowitz, wo wir noch hinfahren würden. In einem netten Café kurz vor der Strandpromenade tranken wir noch etwas, flüchteten aber alsbald. Eigentlich sind hier viele Lokale recht hübsch, aber alle, die wir gesehen haben, haben einen gewaltigen Fehler; sie machen Musik in einer Lautstärke, dass man sich nicht mehr unterhalten kann. Dieses hier toppte aber alles noch dadurch, dass sie ukrainische Technomusik anschalteten. Also englischer Techno geht schon nicht, aber ukrainische Technomusik geht nunmal gar nicht.

Zurück in der Wohnung war alles noch viel Schlimmer. Stickige Schwüle Luft lag im Raum. Ich habe nicht übel Lust morgen woanders zu übernachten. Ohne den Ventilator war an ein Schlafen hier nicht zu denken. Heroisch wie er ist, schlief René mit den Decken auf dem Boden und überließ uns beiden betagteren Patres die Liegesofas. Also diese Wohnung ist ein totaler Reinfall.

weiter zum Do, 15.07.

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