Mit einem Trolleybus fuhren wir zum Bahnhof hinunter und querten damit das erstemal die Innenstadt. Hier brauchten wir eine Weile bis wir einen Stadtplan erwerben konnten. Nach den zum Teil sehr rustikalen Erfahrungen mit den Mütterchen in Jalta entschlossen wir uns dazu, diesmal in einem Hotel abzusteigen, wenn es nicht gar zu teuer würde. Im Hotell "Bukovina" wurden wir fündig. Es war zwar noch ein Bau aus kommunistische Tagen, aber sie hatten schon ganz gut investiert und die Räume recht ansehnlich werden lassen. Was noch aussteht ist wohl die termische Sanierung von außen. 25 Euronen das Einzelzimmer mit Frühstück, das fanden wir ist noch ok für uns. Wir machten uns frisch und ruhten etwas aus.
René hatte mit Inna 15h00 am Eingang des Großen Gartens ausgemacht. Inna ist eine quicklebendige, deutschstämmige Ukrainerin, die zur Zeit über die Geschichte der katholischen Kirche in der Bukovina an der Uni in Lodz doktoriert. Das Thema war als sie damit begann hier in der Ukraine nicht genehm. Mit viel Engagement zeigte sie uns die neugotische Kirche der Jesuiten, die in den zwanziger Jahren enteignet, dem Moskauer Patriarchat angehängt und dann aber nach weitern sieben Jahren der Stadt als Archiv gegeben worden war. Schon vor 10 Jahren war der Beschluss gefaßt worden diese Kirche zurückzugeben, aber die ausführenden Beamten hatten auf Schmiergelder gewartet, was die Gemeinde hier weder zahlen wollte noch konnte. So kam sie in Fakt erst im Frühjahr 2010 zurück an die katholische Kirche der Bukovina. Vor 10 Jahren hätte man den Bau noch für wenig relativ wenig Geld sanieren können 800.000 Euro, jetzt dürfte der Finanzbedarf aber um die 2-3 Mio liegen, wenn das nochmal nach etwas aussehen soll. Mal sehen, woher das Geld dafür kommen soll. Von der Ukraine sicher nicht. Überall in die Kirche sind massive Mauern eingezogen worden und zwei Zwischendecken übereinander. Allein das alles wieder herauszureißen dürfte einiges an Knete und Zeit kosten. Inna, die schon seit Jahrzehnten für die Rückgabe der Kirche und die Rückkehr der Jesuiten streitet, hat da aber sehr viel Vertrauen in Gott und die Zukunft.
Anschließend zeigte sie uns noch einige andere schöne Ecken der Stadt. Also tourimäßig kann Tschernowitz locker mit Odessa und Kiew mithalten, was die Innenstadt anbelangt. Als die Österreicher die Bukovina als ihren äußersten Punkt in Galizien erwarben, bestand die Stadt nur aus Holzhäusern. Wenn man jetzt so durch die Altstadt schlendert, meint man manchmal in Böhmen oder einigen Ecken Wiens zu sein. Sogar ein Wiener Caféhaus - das Literaturcafé - im Einrichtungsstil wie das Havelka in Wien und eine Trafic kann man hier im finden mit der alten Einrichtung. Wenn ich also das nächste mal in Tschernowitz bin, weiß ich, wo ich meine Melange bestelle.
Den Stadtrundgang führten weiter mit einer Messe in der katholischen Kirche. Jugendliche sangen sehr schön. Der junge Priester wirkte etwas starr. Anschließend gingen wir noch zur türkischen Brücke. Die Waschgelegenheiten und der Hamam stehen noch. Die Moschee konnte ich nicht entdecken. Hier trennten wir uns von Inna. Wir drei sahen uns noch die Hauptgebäude der Uni an, dem ehemaligen Patriarchenpalast und ließen den Tag bei uns am Hotel noch mit einem kühlen Blonden ausklingen.
weiter zum Di, 20.07.
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