Auf Befehl der Anhalt-Zerbster Zarin Katharina II. angelegt, ist Odessa heute eine schöne, pulsierende russische Stadt am Schwarzen Meer. Als wir 9h15 ausstiegen, war unser Zentralgestirn der Sternenklasse G2 schon wieder mächtig am heizen. Stanislaw hatte den selben Zug wie wir genommen. Er half René beim Versuch, die Fahrkarte Richtung Czernowitz in der Bukowina zu kaufen. Unterdessen hatte Stefan schon Kontakt mit der hiesigen vietnamesischen Gemeinde aufgenommen und wartete darauf, abgeholt zu werden. Leider waren alle Züge für morgen Abend in die Bukovina schon ausverkauft, aber wir wollten keine zwei Nächte im schönen Odessa bleiben, weil wir noch etwas mehr von der Ukraine sehen wollten und unser Treffen mit Inna platzen würde, die uns in Czernowitz die Jesuitenkirche zeigen würde, die die Regierung erst im Frühjahr zurückgegeben hatte. Leider hatte sich die Rückgabe, obwohl schon vor 10 Jahren entschieden, weil die auführenden Beamten noch auf etwas bakshish gewartet hatten, was die Gemeinde hier natürlich nicht zahlen kann und will.
Stanislaw vermittelte uns noch eine Unterkunft bei den Salesianern Don Boscos. Hier feierten wir noch gemeinsam eine Messe und verabschiedeten uns voneinander. Stanislaw würde hier einige Messvertretungen in der Umgebung wahrnehmen.
Als Erstes versuchten wir Busfahrkarten zu kaufen. Das stellte sich schwerer raus als gedacht. Auf dem Busbahnhof in der Nähe des Hauptbahnhofes konnten wir keine Busse nach Tschernowitz sehen. Wir gingen zum Informationsschalter und mußten wieder 50 Kopeken löhnen für die Auskunft, dass wir hier falsch seien. Hier sei der Nahverkehrsbusbahnhof für das Umland. Wo der andere läge konnten wir aber der Info nicht entnehmen. Gott sei Dank fanden wir draußen einen Bürger des Landes, der uns freundlich, geduldig und kostenlos den Weg wies. Die Straße hinauf und mit der Straßenbahn 5 bis zum Ende. Die Straßenbahn hier war das bei weitem stickigste und schwülste Verkehrsmittel, dass ich bisher je betreten hatte, einfach nur brutal. Unglaublich, was die Leute von Odessa so regelmäßig im Sommer ertragen müssen. Die Tickets waren dann doppelt so teuer wie die Zugtickets. Wir würden morgen kurz nach 20h00 losfahren und Tags darauf gegen 10h30 in Tschernotwitz eintreffen. Naja, da bin ich mal gespannt.
Nach einem kurzen Bustrip ins Zentrum trennten sich Renés und mein Weg erst mal wieder für eine gute Stunde. Ich sah mir die Katharinenkathedrale der römisch-katholischen Kirche an. Die Kirche macht einen schönen und aufgeräumten Eindruck. Die Bilder wirken eher kitschig - I love it. Bin eh für das recht auf Kitsch. Zum Abschluss des kurzen Gebetes sang ich noch das "Salve Regina". Klingt gut hier.
Ich zog dann weiter vorbei an der Oper, dem archäologischen Museum über den Boulevard zur berühmten Freitreppe, wo die zaristischen Soldaten im Gewirr der Empörung vom 17. Juli 1905 auf die Menschen hier schießen ließen. Hier wurde gerade ein soundcheck durchgeführt für das Orchester, dass life zu einem Stummfilm von Sergej Eisenstein spielen würde: Panzerkreuzer Potemkin. Von der Plattform gegenüber der Brücke aus sah ich eine Prozession, die mir politisch motiviert erschien. Auf dem Rückweg liefen auf der Treppe Miliz und Armee auf, die sich schon mal links und recht die Freitreppe hinab aufstellten, sodass ich angemessen gesäumt von ihnen wie von Messdienern würdig hinaufschreiten konnte :).
Oben traf ich René wieder. Vorbei am Denkmal von Katharina der Großen gingen wir in einen öffentlichen Park, um noch das laue Lüftchen zu genießen und ein Bierchen zu trinken. Zwei Polizisten wiesen uns darauf hin, dass es in der Ukraine nicht erlaubt sei, öffentlich Alkohol zu trinken. Hier in Odessa scheint man sich also an dieses Gesetz zu halten. Zurück im Quartier hatte ich noch eine kleine Lobpreiszeit, was sehr nett war zum Tagesausklang. Die Gitarre hatte ich schon zu Beginn der Messe registriert - sehr schön.
weiter zum So, 18.07.
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