Heute Morgen war die Nacht schon um 7h00 zuende. Ich wollte noch eine Waschmaschine durchlaufen lassen bevor wir zur Messe in die katholische Kirchen gehen würden. Dass ich um diese Zeit noch nicht ganz zugegen war sah ich anschließend an der Tatsache, dass ich beim Stundengebet die Texte für den Dienstag genommen hatte. Das fiel mir allerdings erst auf, als ich mir die Textstellen für die Messe ansah. Naja, vor acht bin ich also noch nicht richtig liturgiefähig. Ich hatte mich zwar gewundert, warum ich soviel Blättern mußte, aber daraus um die frühe Stunde noch keine Konsequenzen ziehen können.
Als wir kurz vor 10h00 ankamen, hatten sich schon ungefähr 20 - 30 Vietnamesen eingefunden, die die Frau gestern erreicht hatte. Stefan began nach unserer kleinen Photosession mit den versammelten und dem Ortspfarrer Alexander mit dem Beichtehören. René und ich feierten unterdessen in der Gemeinde auf polnisch mit integrierten Laudes mit.
Nach einigen Worten mit dem Pfarrer verabschiedeten René und ich uns von der Gemeinde und zogen am Wolodimirpark hinab und weiter hinauf in den Zentralpark zum Wassermuseum. Dort wählten wir den Weg, der uns zur "Kussbrücke" führte. Dort haben hunderte von verliebten Paaren Vorhängeschlösser mit ihren Namen hinterlassen und sich auf der Brücke geküßt. Es heißt, dass diese Paare zusammenblieben, solange das Schloss da oben dran bliebe. Man kann sich deshalb die Aufregung vorstellen als Diebe die Schlösser knackten und sie der Wiederverwertung dem Altmetall zuführten.
Auf unserem Weg zu unserem heutigen Hauptziel, dem Kiewer Höhlenklöstern (Petscherska Lawra) kamen wir auch an einer kleinen Rundkirche vorbei, die von der griechisch-katholischen Kirche betreut wird - knuffig. Unmittelbar vor den Höhlenklöstern fefindet sich die zentrale Gedenkstätte für die große Hungersnot 1932/33. Damals ließ Stalin die Kulaken zwangsenteignen, umbringen oder nach Sibirien schicken und befahl die Zwangskollektivierung der Betriebe. Allein in der Kornkammer Europas verhungerten 15 Millionen Menschen. Damals wurden den Menschen überall auch die Mühlsteine weggenommen, damit sie nicht heimlich irgendwo mahlen würden. Wegen geringsten Mundraubes wurden sie oft bestialisch abgeschlachtet.Mit den Toten in anderen Landesteilen zusammen kostete dieser völlig überflüssige Irrsinn Stalins die damalige UdSSR mehr Menschenleben, als sie im Zweiten Weltkrieg verlieren würde. Bis heute sind die Wunden deshalb hier auch tiefer als die des Krieges.
Der Klosterkoplex ist schon sehr beeindruckend. Er wurde 1051 von den Mönchen Anonias und Theodosius gegründet. Bald schon waren die Höhlen zentrum des orthodoxen Glaubens in der Rus. In den Gängen der unteren Lawra liegen auch die natürlich mumifizierten Leichen berühmter Mönche in erneuerten Särgen. Das Klima ist für die Mumifizierung eingentlich ungeeignet, darum betrachtet es der Volksglaube auch als Zeichen großen heiligmäßigen Lebens. einen möchte ich besonders Hervorheben. "Nestor" schrieb im 12. Jhd die Chronik der Kiewer Rus. Hervorzuheben bei den Lawraklöstern Kiews ist, dass die Mönche hier nie die caritative Dimension des Christentums auch in einer institutionellen Dimension vergessen hatten - wie sonst eher üblich in der Orthodoxie - und bis heute viele Arme unterstützen. Von Hier aus zu sehen ist der Gedenkkomplex, den die Bolschewisten nach dem Krieg errichtet haben. Die 102 m hohe "Mutter Heimat" ist von den Klöstern aus leider nicht zu übersehen.
Im Bahnhof brauchten wir erst mal ein Weilchen, um uns zurecht zu finden. Erstmal mußten wir die richtige Schalterhalle finden, dann den richtigen Schalter und dann mit viel Geduld anstehen. Dann ging es wieder tiiieeef in die Erde hinein. Die Metro hier ist so tief in der Erde, dass man den Eindruck hat, es ginge hier darum, die ganze Stadt für den Fall eines Atomkrieges unterzubringen und zu schützen.
Nach dem Einkauf sahen René und ich uns noch das Chimärenhaus an, das gegenüber dem Präsidentenpalast steht. Und am Abend tauschten wir uns über den Tag aus, den wir ja in zwei Gruppen erlebt hatten. Stefan hatte in der Messe mit 40 Vietnamesen drei Kinder getauft und eine neue Gemeinde gegründet.
weiter zum Di, 13.07.
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